#SaveYourInternet – Gemeinsam in Dresden gegen Artikel 13
Am Samstag, den 23. März 2019 trafen sich tausende Dresdner am Goldenen Reiter auf der Hauptstraße um ihren Ärger zur geplanten europäischen Urheberrechtsreform friedlich kundzutun.
Was ist Artikel 13?
Artikel 13 stammt aus der “Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über das Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt”. Die Urheberrechtsreform möchte, dass OnlinePlattformen wie YouTube, Instagram und Co. für Inhalte haften, wenn Urheberrechtsverletzungen auftreten. Betroffen sind natürlich nicht nur große bekannte Seiten sondern auch kleinere. Was vielen sauer aufstößt, ist der so genannte Uploadfilter. Dieser soll automatisch Verstöße erkennen und entfernen. Doch wie soll dieser Filter unterscheiden zwischen Urheberrechtsverletzung, Satire oder redaktionellem Beitrag?
Warum gehe ich gegen Uploadfilter auf die Straße?
Vorne weg – Copyright ja, nein zum Uploadfilter! Das Internet ist für mich ein Tor zur Außenwelt. Sei es das Podcasten, hin und wieder ein Video auf YouTube oder das Dokumentieren meines Alltages mit Behinderung auf sozialen Netzwerken. All das und mehr ist mittlerweile ein wichtiger Teil meines Lebens geworden. Durch meine Aktivitäten habe ich neue Freundschaften geschlossen, viele Leute kennen gelernt und neue Lebensenergie gewonnen. Ich möchte nicht, dass ich aufgrund fehlerhafter Uploadfilter eingeschränkt und zensiert werde. Außerdem möchte ich nicht, dass dies mit anderen passiert, die ich regelmäßig im Internet konsumiere oder künftige Generationen nicht die Möglichkeit haben, einen ähnlichen Weg wie ich einzuschlagen. Wobei ich persönlich dafür bin das die komplette Reform gestoppt wird.
Die Demonstration
Schon in der Straßenbahn war zu merken wie viele dem Aufruf folgten und Richtung Hauptstraße unterwegs waren. So viele, dass ich als Rollstuhlfahrer nicht mal richtig reinpasste. Auch rund um die Hauptstraße war der Andrang zu spüren. Für Touristen und Cafébesucher muss das schon ein ziemliches Schauspiel gewesen sein. Der Platz rund um den goldenen Reiter war gut gefüllt. Wir standen im guten Mittelfeld. Ein Ende war schwer zu erkennen. Jeder Zweite hatte ein selbstgebasteltes Schild dabei, eines kreativer als das andere. Auch ich hatte eines. Einige hatten sogar extra angefertigte Shirts. Apropos Shirts, das Wetter war hervorragend, fast schon sommerlich. Zu meiner Freude traf ich auch noch einen alten Freund wieder. Neu kennenlernen durfte ich Ben, welcher mich um ein Interview bat. Dazu ein andermal mehr.
Als die Kundgebung etwas verspätet begann, kam der erste Wermutstropfen: Die Anlage war sehr schwach. Von den Redebeiträgen bekam man ab der Mitte nicht wirklich was mit. Plötzlich hörte man lautes Jubeln und Klatschen. Warum wussten wir nicht so recht. An dieser Stelle möchte ich kurz meinen Freund zitieren „Ach! Da vorne redet einer?!“ auch einige Grüppchen um uns drumrum wurden ungehalten: „Ouhman. Da stand doch, dass die 14:15 Uhr loslaufen wollen“, „Jetzt stehen wir hier schon ewig und verstehen nichts!“ A: „Wenn ich mich jetzt hinsetze, gehts bestimmt los.“ B: „Dann setz dich doch bitte!“ Ich vermute mal in den vorderen Reihen war die Stimmung nicht so ungehalten. Da wird man die Reden wohl besser gehört haben.
Als es dann endlich los ging, war die Freude um so größer. Der Zug setzt sich in Bewegung. Die Menge skandierte „Wir sind hier! Wir sind laut! Weil man uns die Freiheit klaut!“ gefolgt von „Nie mehr CDU!“ und „Wir sind keine Bots!“. Unfassbar! Nach dem ersten Mal abbiegen sah man das Ausmaß der Teilnehmer. Ein Ende war nicht in Sicht. Ich bin unfassbar stolz auf meine Stadt. Schön zu sehen, wie viele sich hier einsetzen!
Doch dann leider schon zum nächsten Negativ-Punkt: Die Route. Diese führte zur Neustadt durch die Neustadt. Meiner Meinung nach müsste man quer durch die Altstadt vors Rathaus. Da Aufmerksamkeit erregen, wo was los ist. Mir ist bewusst, dass an dem Tag auch andere Demonstrationen waren. Vielleicht hatte es damit zu tun. Die zweite Kundgebung fand nicht weit vom Platz der ersten statt. Auf Grund der unerwartet hohen Teilnehmerzahl hieß es. Hmmm… ja. Ok.
Nach der zweiten Kundgebung klinkten wir uns aus, da es mir an dem Tag eh nicht sonderlich gut ging. Anscheinend taten es uns viele gleich. Der zweite Zug wirkte deutlich kleiner. Mit dem ersten nicht zu vergleichen.
Mein Fazit zur #SaveYourInternet-Demo in Dresden
Wenn man nach so einer Veranstaltung nach Hause kommt und liest, dass ein gewisser Herr Voss behauptet, wir wären alle gekauft, dann tut das weh. Trotz allem bin ich immer noch überrascht und begeistert über die große Teilnehmerschaft. Es war definitiv ein schöner Nachmittag mit Höhen und Tiefen.
Euer Pascal