Test: Forager (Nintendo Switch) – oder: wie ich in eine Sucht verfiel
Wer mich kennt weiß, das ich gern mal zur Spielekonsole greife (haha greifen) und mich in den Weiten einer programmierten Welt verliere.
Das nahm allerdings in den letzten Jahren ziemlich ab. Immer der gleiche Brei. Zielen, Schießen, in Deckung gehen und den Knopf finden damit Tür A sich, hinter der man direkt in Deckung gehen kann um zu zielen und zu schießen. Eventuell kann man noch alte Relikte sammeln oder irgendwo rauf klettern um dann runter zu springen.
Sollte doch mal ein duftes, neues, innovatives Game erscheinen, dann kann ich es nicht spielen, da man alle Tasten gleichzeitig drücken muss, während man heftig am Joystick wobbelt um die ÜBERspecial-Wombo-Dinosaur-WOWTHEFUU-Kombo zu landen. Dieses Problem hat sich größtenteils zwar durch den Xbox Adaptive Controller aufgelöst. Begegnet mir aber hin und wieder noch. Zum Xbox Adaptive Controller gibt’s übrigens später im Jahr noch einiges.
Generell greife (haha schon wieder greifen) ich eher zu Indie Games. Liebevoll gestaltete Kunstwerke, die einen in seinen Bann ziehen, tiefgreifende Geschichten erzählen oder einen nur vor unfassbar große Rätsel stellen.
So ist es auch mit Forager. Ein Game auf das ich über sieben Monate wartete. Da sah ich nämlich den Ankündigungstrailer für die Nintendo Switch. Schon im April erschien das Rollenspiel von dem Entwickler Hop-Frog inspiriert von „The Legend of Zelda“ und weiteren Games für Steam. Ich bin kein PC Spieler und wollte lieber warten, auch wenn ich aus vielen Ecken hörte wie toll es ist. Am 30. Juli war es dann soweit. Das Release für die Switch stand an. Da mir die Fliegen aus dem Portmonee entgegen kamen, musste ich etwas warten und startete erst später ins Abenteuer.
Nun, startet man das Spiel, steht man erst mal auf einer kleiner Insel. Ein paar Bäume und Sträucher, Steine und Mineralien. Man selbst ist ein weißer … äh. Ja. Was ist man denn? Der Marshmallowmann mit Spitzhacke?! Ja. Nennen wir unseren Protagonisten Marshmallowmann. Guter Mann!
Was man machen soll? Wird einem nicht wirklich erklärt. Plötzlich steht kurz da – „lass uns einen Ofen bauen“. Ähm. Okay. Wie? Wird nicht erklärt. Muss man selbst herausfinden. In Zeiten von stundenlangen Tutorials durch die ersten fünf Level empfinde ich das als sehr angenehm. In einem Menü kann ich sehen das für einen Ofen 10x Stein benötige. Ich habe eine Spitzhacke. Ich hab Steine auf der Insel. Okay. Auf geht’s!. Ich hacke die Steine kaputt welche direkt in mein Inventar wandern. Zusätzlich gibt es Erfahrungspunkte. Ich möchte mehr Erfahrung und Hacke alles kurz und klein. Nach kurzer Zeit tauchen Bäume und Co an anderen Stellen wieder auf. Also unendlich Ressourcen. Irgendwann kann ich den Ofen bauen. Mit diesem kann ich zum Beispiel Ziegel oder Kohle fertigen. Diese benötigt man um andere Dinge zu fertigen.
Ist die Erfahrungsleiste voll kann man etwas lernen. Zum Beispiel das Schmieden, Farmen oder Finanzwesen. Finanzwesen? Ahh. Okay. Mit mehr Münzen kann man sich zum Beispiel mehr Land kaufen. Uhhh! Plötzlich steht da ein Männchen das mit erklärt, dass ein Irrer mit der Spitzhacke alles abbaut und kaputt macht. Ups… jaaa. Sagt mir jetzt nichts. Kenne ich nicht. Der NPC hat dann ein paar Aufgaben für mich. Mit Erfüllung gibt’s Belohnungen und Erfahrung. Yeah! Erfahrung! Mehr Industrie. Mehr Land! Noch mehr Figuren. Noch mehr Gegner. Jaaa! Immer mehr! Ahahahaha! Ich muss weiter spielen mehr entdecken. Mehr bauen. Mehr erledigen. Oh ein Museum das ich füllen muss? Dufte! Geht los! Hier ist ein neues Rätsel da ein neuer Dungeon. Blick auf die Uhr. Drei Uhr morgens. Oh Gott. Was ist passiert? Das Game zog mich dermaßen in seinen Bann, dass ich nicht aufhören konnte.
Doch warum? Was macht Forager so besonders? So anders? Darüber dachte ich dann im Bett nach. Nun habe ich Forager zu 99% durchgespielt und quäle mich zum letzten Prozent. Quälen meine ich ernst. Nun sehe ich mich aber in der Lage diese Frage zu beantworten.
Zum einen sehe ich das Spiel als eine Art Lebenssituationen. Wir werden geboren mit nichts im nichts. Die Strecke auf der wir uns bewegen können ist minimal. Den weiteren Lebensweg müssen wir uns hart erarbeiten. Sei es durch lernen (Erfahrungspunkte) oder ehrliche Arbeit (mit der Spitzhacke abbauen und neues Herstellen). Wir wachsen und lernen neue Leute kennen (die NPCs). Begeben dem Bösen oder müssen das ein oder andere Rätsel lösen (Rätsel und Dungeons). Am Ende ist alles Industrialisiert, dunkel und automatisiert. Wir sind obsolet geworden.
Natürlich ist dies nur meine Interpretation des Games. Ein anderer sieht das eventuell anders. Es zog mich in sich wie zuvor eventuell nur Minecraft. Und warum? Weil ich mehr wollte. Ich wollte die nächste Heldentat (eine Art Achievement) erreichen, das nächste Gebäude errichten, das letzte Mineral erforschen und den letzten Bewohner sprechen. Es schien von Anfang an greifbar. Erreichbar.
Forager ist so einfach wie fordernd. Zu keinen Moment frustrierend oder nervig. Zudem ist es unfassbar liebevoll gestaltet und sieht gut aus. Das alles von einem einzigen Mann. Das macht mich sehr glücklich. Hatte lange nicht mehr so viel Freude mit einem Game. Danke HopFrog! Thank you HopFrog!
Danke fürs Lesen,
Euer Pascal
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Und noch ein Disclaimer
Ich hab den Artikel geschrieben weil ich mich durch das Game und meine Gedanken inspiriert gefühlt habe. Ich hab das Spiel selbst bezahlt. Niemand hat mich beauftragt etwas darüber zu schreiben. Ich möchte es so!
Vielen Dank für diesen tollen Beitrag! ❤️
Ich habe mir heute das Spiel für die Switch gekauft, ohne vorher darüber zu lesen, worum es eigentlich geht 🙂 Finde Indie-Spiele einfach super und so liebevoll gemacht. Durch deinen Beitrag weiß ich nun, was mich erwartet und freu mich umso mehr auf das Spiel. Liebe Grüße, Jana